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Hendrik Schulze ist CTO und Mitbegründer von ipoque GmbH. Er wird am Samstag auf dem Panel 3: Netzwerkmanagement und Deep Packet Inspection – Wer kontrolliert das Netz? (15:00 – 16:15) sitzen.

Seine These vorab:

Deep Packet Inspection (DPI) an sich ist eine neutrale Technologie, für die es verschiedene Einsatzszenarien gibt. Netzbetreiber verfügen bereits über DPI-Technologie und nutzen diese zum Beispiel zur Steuerung von Internetverkehr. Gefährdet der Einsatz von DPI dabei die Kommunikations- und Meinungsfreiheit? Nein. Verliert das Internet an Neutralität, wenn nicht mehr alle Datenpakete gleich behandelt werden? Nein. Das Gegenteil ist der Fall.

Die Auseinandersetzung mit Netzneutralität und DPI ist wichtig und auf keinen Fall darf eine Technologie wie DPI verharmlost werden. DPI wird dabei in vielen Diskussionen durchweg als nicht wünschenswert eingestuft, während Netzneutralität etwas ist, mit dem sich jeder identifizieren kann. Dennoch ist der Begriff irreführend. Das Internet war niemals neutral. Vieles spricht beispielsweise dafür, dass technisch nicht versierte Internetnutzer bei einem neutralen Netz sogar benachteiligt werden. Abhilfe bringen an dieser Stelle eigentlich nur Regeln für den Umgang mit DPI und damit die Regulierung des Internets.

Jede vom Menschen geschaffene Technologie wurde irgendwann reguliert und streng genommen ist auch ein Stopp-Schild an einer Straße eine Einschränkung der persönlichen Freiheit, nur würde niemand dies heute mehr so sehen und der Straßenverkehr ohne Regeln nicht mehr funktionieren. Während auch im Internet anfangs nur eine Minderheit unterwegs war, ist heute praktisch jeder irgendwie online. Warum sollten Regeln also vor dem Internet Halt machen, wenn es so viele Menschen betrifft?

DPI ist eine Technologie, welche von Menschen gemachte Regeln im Internet umsetzen kann und damit stehen Politik und Gesellschaft in der Verantwortung gemeinsam über den Umgang mit derartigen Technologien zu entscheiden. Mechanismen, die nicht auf DPI basieren, sind entweder leicht umgänglich und leicht aufweichbar oder sie sind schlicht zu starr. DPI hingegen ist sehr fein einstellbar. Bei der Aufstellung der Regeln ist deshalb Fachkenntnis genauso notwendig wie Augenmaß. Auch wenn es noch nicht in Gesetzen fest gehalten ist, Internet ist ein Grundrecht und wenn es der Staat Interessensgruppen überlässt, das Internet unter sich aufzuteilen, verpasst er etwas.

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