Feed on
Posts
Comments

Papier-Graffito: „Überwachung ist ein entscheidender ökonomischer Faktor. Sie ist sowohl Element im Produktionsapparat wie auch ein Rädchen innerhalb der Disziplinargewalt.“ „?“ „Foucault you!“ „What?“. Hochfeld, Mai 2017 (c) Hafenstaedter

Wer hätte das gedacht: Netzpolitik ist eines der prominenteren Themen im beginnenden US-(Vor-)Wahlkampf. Z.B. der Artikel über die Kampagne von Elizabeth Warren, einer der aussichtsreicheren demokratischen Kandidat_innen, gegen Facebook: ‚Too much power‘: it’s Warren v Facebook in a key 2020 battle. Der Text liefert einen ausführlichen Einblick in die Anti-Tech-Monopol-Debatte im anschwellenden US-Wahlkampf und läßt die Kandidatin Warren mit ihrer Forderung nach Zerschlagung von Facebook radikal erscheinen.

Was die Problemwahrnehmung angeht, bin ich einverstanden: In meiner Lieblingsnachricht zu dem Thema geht es um England und dass dort mit der Abschaltung von Yahoo-groups nationale Infrastraktur mitabgeschaltet wird: die Liste zur Organisation der Verteilung von Telefonnummern. Angesichts der in allen möglichen Bereichen sich andeutenden Infrastrukturapokalypse geht es mir wie dem Blogger Fefe, der sich an seine Jugend erinnert fühlt, als er begeistert Cyberpunk-Romane las. Er fand das immer total geil, aber die Prämisse einigermaßen unglaubwürdig, dass eine Zivilisation freiwillig ihre Infrastruktur so auf Sand bauen würde, dass alles hackbar ist. Weiterlesen

Tags: , , ,

alskdfasldWem gehören die Daten? Facebook, Google, Apple und Co., also denen, die wir für ihre Internetdienstleistungen mit unseren Daten bezahlen, die daraus Profile errechnen, Trends ablesen und diese Erkenntnisse weiterverkaufen? Oder gehören sie uns, unveräußerlich, wie etwa die Urheberschaft im deutschen Urheberrecht? Letzteres will das User Data Manifesto 2.0 durchsetzen. Die Frage ist nicht verkehrt. Aber sie greift nicht weit genug. Evgeny Morozov, der junge Mann aus Weißrussland, dessen Entwicklung vom liberalen Dissidenten zum linken Internetskeptiker wir in den letzten Jahren in unseren Feuilletons mitverfolgen konnten, übersetzt die gute alte Forderung von der Sozialisierung der Produktionsmittel ins Informationszeitalter: Die Datenzentren sozialisieren (Original in englischer Sprache) betitelt die Zeitschrift Luxemburg ein Interview mit ihm. Die linke Tageszeitung Junge Welt startete ihr Dossier zur „Digitalen Revolution“ mit Morozov: „Gebt die Daten in öffentliche Hand. Digitale Revolution. Wie Google und Co. aufgeteilt werden könnten“.

Tags: , , , , , ,

doyle_understanding.inddIn seiner – leider bisher nur englischsprachig vorliegenden – materialistisch-kritischen Abhandlung über „Soziale Medien“ im Internet nutzt Christian Fuchs, Professor für „Social Media“ an der University of Westminster, das Kapitel über Facebook, um „socialist privacy“ als eine „alternative notion of privacy“ gegen die liberale Auffassung zu stellen. Letztere zeichne sich dadurch aus, zwar die großen Privatvermögen zu schützen, nicht jedoch die kleinen Konsumenten und Lohnabhängigen. So werden wachsende Ungleichheitsverhältnisse, Demokratiedefizite und die diese hervorbringenden kapitalistischen Produktionsverhältnisse verschleiert. Diese Konzeption sei für ein sozialistisches Verständnis von Datenschutz und Überwachung umzukehren:

Whereas today we mainly find surveillance of the poor and of citizens who are not owners of private property and surveillance for the protection of private property, a socialist privacy concept focuses on surveillance of capital and the rich in order to increase transparency and privacy protection of consumers and workers.
A socialist privacy concept conceives privacy as the collective right of dominated and exploited groups that need to be protected from corporate domination that aims at gathering information about workers and consumers for accumulating capital, disciplining workers and consumers, and for increasing the productivity of capitalist production and advertising. The liberal conception and reality of privacy as an individual right within capitalism protects the rich and the accumulation of ever more wealth from public knowledge. A socialist privacy concept as the collective right of workers and consumers can protect humans from the misuse of their data by companies. The question therefore is, privacy for whom? Privacy for dominant groups in regard to the ability to keep wealth and power secret from the public can be problematic, whereas privacy at the bottom of the power pyramid for consumers and normal citizens can be a protection from dominant interests. Privacy rights should therefore be differentiated according to the position people and groups occupy in the power structure. (159f)

Fuchs setzt dem prinzipiellen liberalen, idealistischen privacy-Begriff einen relationalen, klassentheoretisch relativistischen, materialistischen Begriff entgegen. Damit liefert er das analytische Instrumentarium, um politisch über die reine Empörung über Stasi 2.0 hinauszukommen und der Debatte um Internet- und Datensicherheit einen privateigentums- und damit systemkritischen Dreh zu geben. Continue Reading »

Tags: , , , , ,

UnlikeUsReaderThe Unlike Us Reader (view|download pdf) offers a critical examination of social media, bringing together theoretical essays, personal discussions, and artistic manifestos. How can we understand the social media we use everyday, or consciously choose not to use? We know very well that monopolies control social media, but what are the alternatives? While Facebook continues to increase its user population and combines loose privacy restrictions with control over data, many researchers, programmers, and activists turn towards designing a decentralized future. Through understanding the big networks from within, be it by philosophy or art, new perspectives emerge. Read more

Tags: , , , ,

Apple shade

By @NickyColman, Flickr, CC-Lizenz

Wie wurden Google, Facebook, Apple & Co. groß und was kommt nach ihnen?

Im Vergleich zu großen Konzernen der klassischen Industrie sind Facebook und Google, ja selbst Apple noch recht junge Hüpfer. Apple ist noch keine 40 Jahre alt, erst vor gut 10 Jahren begann mit dem Verkaufserfolg des iPods der Aufstieg in die heutige machtvolle Position. Google ist noch keine 15 Jahre alt, Facebook gerade mal acht. Und doch scheint ihre Dominanz über die digitale Ökonomie derzeit unüberwindbar. Apple verteidigt seine Vormachtstellungen in Patentkriegen, Google ist das Synonym für Informationssuche im Netz und Facebook hat eine schiere Größe erreicht, die soziales Netzwerken und zwischenmenschlichen Austausch übers Netz auf anderen Plattformen zu Nischenphänomenen werden lässt. Amazon bündelt Verkaufsplattformen im Netz, Ebay hat sich als digitaler Marktplatz durchgesetzt. Aber wie lange bleibt das so? Myspace, Yahoo, AOL beispielsweise zeigen, wie schnell digitale Giganten straucheln können.

Heutige Netz-Start-Ups allerdings leben vor allem davon, dass sie Produkte entwickeln, die das Angebot der Giganten nutzen und ergänzen. Festigen sie damit deren Vormacht oder gelingt es dauerhaft, eine eigenständige Position aufzubauen?

 

Zwei weitere Linien kennzeichnen das digitale Innovationsgeschehen:

Erstens: Die genannten Größen im Software- und Social-Media-Bereich haben ihre Erfolgsgeschichten durch relative Offenheit begonnen. Apple stellte den Code seiner Betriebsysteme auf Open Source um, Google lässt seine Leistungen lange unentgeltlich nutzen, das eigene Betriebssystem Android ist ebenfalls auf Open-Source-Basis, Facebook ließ (wie Twitter) einige Zeit Drittanwender recht offen Zusatzanwendungen bauen. Doch mit iTunes und dem App-Store für iPhone und iPad hat Apple mittlerweile geschlossene Umwelten perfektioniert, die die Konsumenten bei ihnen halten und Traummargen generieren. Der Patentkrieg gegen Konkurrenten tut sein Übriges. Google zwingt Stück für Stück die Nutzer eines ihrer Dienste in ihren kompletten Dienstekosmos, Facebook kauft mögliche Konkurrenten und versucht immer stärker, die eigenen Nutzer davon abzubringen, sich außerhalb des eigenen Angebots zu bewegen. Wie funktioniert Innovation im Netz und offen ist die Innovationskultur rund ums Netz also wirklich?

Zweitens: Abgesehen vielleicht von Apple, die eine enge Verzahnung von Hardware und digitalem Content verkaufen, benötig(t)en alle Netzunternehmungen lange Vorlaufzeiten, bis sie wirtschaftlich erfolgreich sind. Wenn überhaupt. Ein Großteil der Netzwirtschaft lebt von Risikoinvestments. Sprich: Die coolen Tools für Handel, Vernetzung und Kommunikation brauchen das Dirty Money aus den Spekulationsblasen der internationalen Investmentbranche. Wie nachhaltig und ethisch sinnvoll ist das? Ob es ohne geht, darf indes momentan bezweifelt werden. Alle bisherigen Versuche bleiben, siehe oben, Nischenphänomene.

Als Geschäftsmodell bleibt neben der Branche des Online-Handels mit realen Gütern vor allem der Verkauf von Datensätzen über Nutzerverhalten und personalisierte Werbung. Google gelingt dies ganz gut, Facebook dagegen hat nicht zuletzt dank des Siegeszuges des mobilen Internets immer noch Schwierigkeiten. Ob es genug Werbetreibende gibt, um mit diesem Geschäftsmodell eine vielfältige Netzökonomie aufzubauen? Und was bedeutet das für die Freiheit zur Vernetzung? Sind neue Geschäftsmodelle in Sicht? Wie bleibt das Netz innovationsfähig?

Rund um diese Themenkomplexe diskutiert Petra Sitte, die technologiepolitische Sprecherin der LINKEN im Bundestag und Mitglied der Enquetekommission „Internet und digitale Gesellschaft“ ist, mit Publikum und Panelteilnehmerinnen.

Ralf Bremer wird dabei vom Giganten Google berichten, Nora-Vanessa Wohlert hat den Überblick über deutsche Start-Ups. Caroline Drucker kennt aus ihrer Zeit bei Soundcloud ein typisches Start-Up, das mit Social Media Geld verdienen will und arbeitet mittlerweile für Etsy, einen Online-Händler. Marcel Weiß beschreibt und analysiert die Netzökonomie auf seinem Blog neunetz.com

 

Tags: , , ,