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Mangels unvoreingenommenen Bildmaterials: Fossiler Abdruck eines mehr als 500 Millionen Jahre alten, früh-kambrischen Tausendfüßlerähnlichen aus der Fundstelle Chengjiang, Yunnan, China.
Bild: Dwergenpaartje, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia

Schon vor einiger Zeit hatte Marc Püschel bei der Tageszeitung junge Welt einen zweiteiligen Artikel über das Social Credit System der VR China [1, 2]. Die beiden Texte sind nur im jW-Abo im Volltext zu haben. Wir veröffentlichen den Gesamttext hier jetzt als nach wie vor wichtigen Debattenbeitrag mit dem PDF im Volltext (mit Genehmigung der jW, die Rechte verbleiben dort – ein jW-Abo lohnt sich auch über diesen Text hinaus!).

Bei dem Text handelt sich um den nach meinem (gewiss unvollständigen) Überblick einzigen (deutschsprachigen?) Artikel (jenseits obskurer Publikationen), der das Thema Social Credit System behandelt, ohne die im NATO-Westen üblichen Vorverurteilungen als Maß aller Dinge anzulegen. (Update Ende April 23: Timo Daums skeptische Betrachtung des Social Credit Systems vermeidet es, in die populäre westliche Überwachungsschelte einzustimmen und anerkennt die hohen Zustimmungswerte vor Ort.)

Indem der Artikel unvoreingenommen an seinen Gegenstand rangeht, kann er statt Überwachungslamento und/oder plattem Anti-Kommunismus (zufälliges Beispiel: erstes Suchergebnis für „china social credit system“, Duckduckgo/Bildersuche/Public Domain) eine Erörterung über die möglicherweise vorhandenen Potentiale gesellschaftlicher Plannung mittels ITK entfalten und wie so etwas prozessual (um nicht zu sagen: demokratisch) aufgebaut werden kann. Dabei hat der Autor durchaus auch die Schwierigkeiten im Blick – und den gesellschaftlichen Umgang damit: die Feedback-Schleifen, in denen das System entwickelt wird. Diese Perspektive will ich der öffentlichen Diskussion über Digitalisierung im weitesten Sinne und über gesamtgesellschaftliche Planung mittels digitalistischer Methoden im speziellen hiermit zugänglich machen.

Jan Turowski, Leiter des RLS-Auslandsbüros in Bejing, dazu:

Mit Blick auf China ist meine zentrale Argumentation seit langem, dass im Westen (auch bei Linken) Chinas Widersprüche so vergrößert und so überzeichnet werden, dass sie letztlich die eigenen Widersprüche übertünchen, so dass wir in einem (vermeintlich widerspruchsfreien) „Hier und Jetzt“ gefangen sind, anstatt sie als gemeinsame Widersprüche produktiv und transformationsorientiert zu bearbeiten.

Da passen die beiden Artikel ins Programm: Sie betonen das Experimentelle und den Suchprozess, ohne die Widersprüche auszuklammern.

Konkret: In China wird Big Data vor allem als öffentliches Gut bzw. öffentliche Infrastruktur behandelt und diskutiert. Das heißt, Internet-Riesen dürfen Daten sammeln (vorausgesetzt sie erfüllen die Datenschutzgesetze), sie dürfen diese Daten aber nicht monopolisieren und müssen sie der Allgemeinheit (z.B. auch kleinen Start-ups) zugänglich machen.

Mehr von Jan Turowski über die Frage, ob Chinas Weg zu einem gerechten Internet führt, gibts auf den Seiten der RLS zu lesen.

 

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