Feed on
Posts
Comments

Anlässlich der eben stattfindenden ersten großen Pressekonferenz der „Sammlungsbewegung aufstehen!“ habe ich mir die dazugehörige Webseite angeschaut. Die Sammlungsbewegung setzt zur Verhandlung politischer Fragen und zur Vernetzung auf das Online-Werkzeug pol.is: „pol.is is an AI powered sentiment gathering platform. More organic than surveys, less effort than focus groups.“1. Oder in den Worten der drei Gründer des Start-Ups mit gleichem Namen: „We originally conceived of this as tool for political leaders.“ Künstliche Intelligenz also soll Stimmungen sammeln und auswerten. „Die Webseite aufstehen.de ist nämlich der Dreh- und Angelpunkt der Bewegung“ schreibt der Freitag ganz euphorisch in einer harschen Kritik („Arroganz!“) der Kritiker*innen der Sammlungsbewegung. Mich interessiert, wie das auf der Webseite der Sammlungsbewegung umgesetzt ist und wem das dient.

Um mein Ergebnis, eine große Unzufriedenheit, vorwegzunehmen: Die Daten der politischen Prozesse, die die Plattform abbildet, laufen über die Server einer US-amerikanischen Firma, die sich die Auswertung (auch durch Dritte) zu Werbezwecken vorbehält, ebenso wie den Mit-Verkauf der Daten im Falle ihres Aufgekauftwerdens durch einen größeren Investor. Und das, obwohl das gesamte Tool als Freie Software vorliegt, es also ein leichtes wäre, einen eigenen Server mit der Plattform unter eigener Kontrolle aufzusetzen und zu betreiben. Weiterlesen

  1. Quelle: Wiki der P2P-Foundation []

Tags: , , , , , ,

In den USA ist Netzneutralität vorerst abgeschafft worden. Ist das freie Internet gefährdet?

Einen schwarzen Tag fürs Internet nannte das Webportal Netzpolitik.org den 14. Dezember 2017. Denn in den USA wurden die Regeln zur Netzneutralität von der Federal Communications Commission (FCC) abgeschafft. Zukünftig müssen in den USA vermutlich auch Dienstanbieter für die Übertragung ihrer Inhalte beim Internetprovider zahlen.

Erst 2015 waren diese verbindlichen Regulierungen der Telekommunikationsprovider durchgesetzt worden, die das Drosseln oder Bevorzugen von einzelnen Internetservices untersagen. Die FCC ist die US-Regulierungsbehörde für Rundfunk, Kabel und Fernsehen, vergleichbar mit der deutschen Bundesnetzagentur. Der von US-Präsident Donald Trump im Januar 2017 berufene republikanische Vorsitzende Ajit Pai ist seit Langem ein Gegner von Netzneutralität – die Rücknahme der Regelungen zur Netzneutralität war daher keine Überraschung. Continue Reading »

Tags: ,

Ein Video mit Drohnen wirbt für Marc-Uwe Klings neues Buch „QualityLand“. Er verbindet darin absurdes Wortgeplänkel („Systemrelevanten Humor“) mit dystopisch-korrekter Kritik am Kapitalismus in seinem digitalen Wandel. Das Buch erscheint in zwei Varianten, ein „erster kleiner Schritt hin zu personalisierter Literatur“, so der Autor in der Pressekonferenz zur Buchveröffentlichung. Auch das kommunistische Känguru kommt wieder vor – als Fehlkonfiguration eines deswegen als aufsässig ausgemusterten rosafarbenen „QualityPads“. Und das Hörbuch existiert ebenfalls bereits und zirkuliert in den einschlägigen Piratenkreisen. Zu kaufen gibts das alles überall, auch im netten Online-Shop nebenan, direkt beim Autor, der seinen gesamten Gewinn aus diesem Shop diversen vernünftigen Inis spendet, im Falle dieses Buches an Digitalcourage e.V..

Kling denkt den digitalen Kapitalismus so konsequent und anschaulich weiter, dass ich nur warnen kann: Lerngefahr!

Tags: , , , , ,

Gerade war ja wieder mal Klimagipfel. Und gleichzeitig wird immer klarer, dass die Blockchain-Technologie das wirklich neue Ding im Internet werden wird. Es zeichnet sich ab: Blockchains werden diejenigen umwälzen, die heute noch landläufig als die „Disruptiven“ gelten. Disruptiv ist eine Technologie, wenn sie ihre Vorgängertechnologie vollständig ersetzt. Oft geht das mit der neuen Entstehung und dem fast vollständigen Untergang von Klassenfraktionen einher. So haben Twitter und Facebook das klassische Internet aus HTML-Seiten und selbst-gebastelten Blogs ersetzt. Heute dominieren die sozialen Netzwerke von Konzernführungs Gnaden. Der Netzwerkeffekt und auf Benutzerbequemlichkeit optimierte Oberflächen stabilisieren die Dominanz solcher Dienste im jeweiligen Anwendungsbereich. Was die Blockchain nun mitbringt: Eine verteilte Infrastruktur aus gleichberechtigten Netwerkknoten ohne zentrale Server. Kryptographisch abgesicherte Zustände über die Zeit, Pseudonymität bzw. Anonymität und Monetarisierung auf der Ebene der einzelnen Teilnehmer. Beispiel: Steemit ist ein reddit- und twitter-ähnliches Nachrichtennetzwerk, das seine Autor_innen mit Mikrobeträgen in Steem für Beiträge, positive Bewertungen und sonstige Aktivitäten belohnt. Steemit kommt ebenso schick rüber wie die etablierten Dienste. Kein Staat oder Konzern kann Steemit auschalten oder zensieren.1 Und Steemit kommt mit seinem Mikropayment dem Gerechtigkeitsempfinden der Nutzer_innen entgegen, die in den Konzernnetzwerken kostenlos für den Datenreichtum von Facebook, Google und Co. anschaffen und ihnen damit zu Milliardenprofiten aus Werbewirtschaft und Datenhandel verhelfen. Der ökonomische Anreiz auf Subjektebene könnte den herrschenden Netzwerkeffekt knacken, der bisher jeden Alternativansatz von unten zum Scheitern verurteilt. Aber was haben das Klima und die Blockchain miteinander zu tun? Weiterlesen

  1. Steemit schränkte das technisch Mögliche bis Anfang 2017 per Lizenz ein, hat sich aber mittlerweile eines Besseren besonnen. Andere Blockchain-Publikationsansätze wie etwa Akasha scheinen da ein klareres Verhältnis zu haben und kündigen an, weiter gehen zu wollen, auch was den Ausschluss über Händi-verifizierte Anmeldung angeht. []

Tags: , , , ,

Über 50 Jahre ist inzwischen die Technologie alt, die wir heute das Internet nennen. Doch noch immer fällt es schwer, den Gegenstand Internet genau und umfassend zu bestimmen. Sind es die Übersee-Kabel und Internet-Knotenpunkte, die inzwischen 3,675 Milliarden Menschen weltweit, also etwa 50,1 Prozent der Erdbevölkerung miteinander verbinden und deren direkte Kommunikation untereinander ermöglichen? Dieses Wachstum ist noch nicht an einem Sättigungspunkt angekommen, allein in den letzten fünf Jahren sind 1,58 Milliarden Menschen online gegangen. Sind es die veränderten Lebensgewohnheiten und sozialen Praktiken, die sich durch ein ständiges Online-Sein und die allgegenwärtige  Präsenz  von  Smartphones  entwickelt  haben?  Sind  neue  Märkte  und Akteure entstanden und alte verschwunden? Wer das Internet als gesellschaftliche Veränderung begreifen will, muss technische Entwicklungen, ihre sozialen und politischen Bedingungen und deren soziale und politische Effekte gleichermaßen in den Blick nehmen.

Die komplette Kurze Geschichte des Internets von Susanne Lang in der Prokla 186: „Politische Ökonomie des Internet“ lesen. Wer dann noch nicht genug hat, dem liefert die Folgeausgabe „Prokla 187: Arbeit und Wertschöpfung im digitalen Kapitalismus“ mehr Stoff. Online-Artikel ist eine Kritik von Butello und Kalff an Masons Transformationsstrategie.

Tags: , , ,

So sieht der Abmahnbeantworter aus.

So sieht der Abmahnbeantworter aus.

Wer schon einmal eine anwaltliche Abmahnung mit einer entsprechenden Geldforderung erhalten hat, kennt das flaue Gefühl im Magen: In meiner WG soll jemand einen Porno heruntergeladen haben? Und jetzt soll ich dafür Geld zahlen? Eine Unterlassungserklärung unterschreiben? Au Backe!

Viele Abmahnungen sind ungerechtfertigt, trotzdem fehlen den Betroffenen oftmals die Mittel und die Fantasie, sich juristisch korrekt dagegen zu wehren. Verbraucherschützer und Netzaktivisten fordern seit langem ein Ende der Abmahnindustrie, denn als solches müssen die immernoch üblichen massenhaften Abmahnungen gegen oftmals unschuldige Nutzer verstanden werden.

Diese Situation könnte sich jetzt ändern, denn jetzt gibt es Hilfe zur Selbsthilfe: Der Abmahnbeantworter ist ein Projekt des Chaos Computer Clubs und des Fördervereins freie Netze und versucht, Verbraucherinnen und Verbrauchern eine konkrete Hilfestellung zu bieten und somit einen Schritt zu mehr Waffengleichheit gegen diese Abmahnindustrie herzustellen. Denn hier werden halbautomatisch juristische Briefe erstellt, die Betroffene im Fall einer Abmahnung ermöglichen zu reagieren, ohne juristischen Beistand einkaufen zu müssen.

Und so geht’s: Auf der Website Abmahnbeantworter klicken sich die Nutzer_innen durch ein 5-seitiges Formular, in dem alle individuellen Abmahndaten eingetragen werden: Wer mahnt ab, wer ist betroffen, wie lautet das Aktenzeichen etc. Das Ergebnis ist dann das korrekt formulierte juristische Schreiben, dass an den Abmahner zurückgesandt werden kann.

Tags: , ,

TTIP/TTP

„Die da oben“ machen Geheimverträge und wenn Leute sich dagegen wehren und sie dann mehrere Hunderttausende auf den Straßen ihrer Hauptstadt haben, behaupten sie, das sei alles Ausdruck von Antisemitismus und wenn nicht, dann mindestens blanker Antiamerikanismus. Die netzpolitisch relevanten Teile des TPP, die quasi identisch sein dürften mit den entsprechenden Vereinbarungen, die per TTIP durchgedrückt werden sollen, wurden jetzt geleakt. Jetzt lässt sich auch in dem Bereich klar begründen, warum so nicht. Und klar verstehen, warum das so viele so sehen.

Tags: , , ,

alskdfasldWem gehören die Daten? Facebook, Google, Apple und Co., also denen, die wir für ihre Internetdienstleistungen mit unseren Daten bezahlen, die daraus Profile errechnen, Trends ablesen und diese Erkenntnisse weiterverkaufen? Oder gehören sie uns, unveräußerlich, wie etwa die Urheberschaft im deutschen Urheberrecht? Letzteres will das User Data Manifesto 2.0 durchsetzen. Die Frage ist nicht verkehrt. Aber sie greift nicht weit genug. Evgeny Morozov, der junge Mann aus Weißrussland, dessen Entwicklung vom liberalen Dissidenten zum linken Internetskeptiker wir in den letzten Jahren in unseren Feuilletons mitverfolgen konnten, übersetzt die gute alte Forderung von der Sozialisierung der Produktionsmittel ins Informationszeitalter: Die Datenzentren sozialisieren (Original in englischer Sprache) betitelt die Zeitschrift Luxemburg ein Interview mit ihm. Die linke Tageszeitung Junge Welt startete ihr Dossier zur „Digitalen Revolution“ mit Morozov: „Gebt die Daten in öffentliche Hand. Digitale Revolution. Wie Google und Co. aufgeteilt werden könnten“.

Tags: , , , , , ,

Geraten durch die voranschreitende Digitalisierung die Produktionsverhältnisse in Bewegung und entstehen durch sie vielleicht sogar neue Formen von Öffentlichkeit und verschieben sich dadurch die bisherigen Machtverhältnisse? Verleihen diese Entwicklungen den alten kapitalistischen Strukturen bloß ein neues Gewand oder eröffnen sie neue Möglichkeiten der Emanzipation und radikalen Veränderung? Steckt in diesen Veränderungen die Verheißung befreiter und erfüllender Tätigkeit oder blühen uns ganz neue Formen digitaler Ausbeutung? Was aber sind die progressiven Elemente in dieser Entwicklung und wie können wir sie verstärken und multiplizieren? Versuch eines realistischen Blicks auf den digitalen Wandel, die industrielle Revolution unserer Zeit.

  • Christian Fuchs ist Professor für Social Media an der University of Westminster und Redakteur der Zeitschrift tripleC: Communication, Capitalism & Critique.
  • Halina Wawzyniak ist seit 2009 Abgeordnete des Deutschen Bundestages. In der 17. Wahlperiode war sie Mitglied in der Enquete Internet und Digitale Gesellschaft. In der 18. Wahlperiode ist sie Rechts- und Netzpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion DIE LINKE. Im Bereich des Digitalen setzt sie sich für gleichen Zugang aller Menschen zum Internet ein.
  • Anke Domscheit-Berg ist Unternehmerin, Publizistin und Aktivistin zu den Themen Open Government, digitale Gesellschaft und Geschlechtergerechtigkeit. Sie wurde 2010 mit dem Frauenpreis des Landes Berlin ausgezeichnet. Im März 2015 erschien ihr 2. Buch „Ein bisschen gleich ist nicht genug! Warum wir von Geschlechtergerechtigkeit noch weit entfernt sind“.

Moderation: Julia Schramm ist Politikwissenschaftlerin und Autorin. Sie hat in Bonn Politikwissenschaft, Amerikanistik und Öffentliches Recht studiert und promoviert an der Humboldt Universität zu Berlin über die Dialektik des Privaten. Außerdem arbeitet sie für die Amadeu Antonio Stiftung als Fachreferentin für Hate Speech und Redakteurin für no-nazi.net.

Alle Aufzeichnungen der Rosa-Luxemburg-Stiftung auf der linken Woche der Zukunft unter: www.rosalux.de/mediathek

Tags:

Horst Kahrs, Referent für Das Öffentliche/Klassen- und Sozialstrukturanalyse bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung blickt im nd mit Marx auf den technologischen Fortschritt und stellt die Frage nach den emanzipatorischen Potentialen der Digitalisierung:

Von 1991 bis 2014 stieg der Wert, den ein Erwerbstätiger rechnerisch in einer Stunde schuf, preisbereinigt um fast 42 Prozent. Gleichzeitig sank das Jahresarbeitsvolumen aller Erwerbstätigen um lediglich 3 Prozent, verteilte sich aber auf eine um 10 Prozent gestiegene Erwerbstätigenzahl. Ist da Fortschritt? Entsteht durch den technischen Fortschritt irgendwo freie Zeit, ist schnell eine andere technische Neuerung zur Hand, um sich dieser freien Zeit zu bemächtigen. Eine emanzipatorische Politik in der Tradition der Marx’schen Kritik der Politischen Ökonomie braucht eine humane, universale Vorstellung von Fortschritt, um das Hamsterrad zu verlassen.

[…] seit der Jahrtausendwende erleben wir ein Rollback des großen Geldes, der neuen Geschäftsmodelle, der Monopolbildung, der Vermachtung des Internets. Wir erleben gegenwärtig »das digitale Debakel«, das Internet sei »gescheitert« schreibt jetzt Andrew Keen: Das »libertäre Zeitalter mit seinem Glauben an die Dreifaltigkeit von Demokratie, Marktwirtschaft und Individualismus« eröffne das Gegenteil von gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Chancen für alle: »Die Zukunfts-Architekten aus Silicon Valley arbeiten nicht am Gemeinwohl, sondern an einer privatisierten vernetzten Wirtschaft und einer Gesellschaft, die niemandem nutzt als ihren mächtigen und reichen Eigentümern.«

Weiterlesen

Tags:

« Newer Posts - Older Posts »