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Plattformneutralität ist einer der Kampfbegriff der Netizens. So wie das Konzept der “Nachhaltigkeit”, das die Grünen aus dem Kontext von Ressourcen- und Umweltfragen in die Politik trugen, aber dann auf alle möglichen Politikfelder ausweiteten, tragen derzeit die Piraten das Konzept aus der Programmiertechnik in die Politik und weiten es – weit über die technisch abgegrenzte Netzneutralität hinaus – auf alle Systeme des Informationsaustauschs aus. ctrl+verlust weist in einer lesenswerten Begriffsklärung darauf hin, dass ebenso

wie aus dem Nachhaltigkeitskonzept lassen sich aus der Plattformneutralität politische Forderungen generieren: beispielsweise nach Grundeinkommen (ökonomische Möglichkeit der gesellschaftlichen Teilhabe), stärkeres Trennen von Kirche und Staat (Ende der Bevorzugung christlicher Datenpakete) oder der Kampf gegen Diskriminierung von bestimmten Bevölkerungsteilen.

Allerdings ist das Konzept noch nicht – ebensowenig wie das der Nachhaltigkeit – per se transformatorisch im Sinne einer Gesellschaftsveränderung nicht nur im sondern über den Kapitalismus hinaus. Vielleicht ist das einer der Gründe dafür, dass sich noch niemand daran getraut hat, einen Wikipedia-Artikel zum Thema aufzusetzen…

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Auf der Konferenz „Netz für alle“ werden sich zwei Foren mit der Frage „Wem gehört das Netz“ befassen – eines gilt den Inhalten, ein weiteres der technischen Infrastruktur.

Rainer Fischbach, Teilnehmer des Panels 3 „Wem gehört das Netz I / Infrastruktur“, hat dazu sieben Thesen verfasst. Im folgenden dokumentieren wir seine Thesen unter dem oben gewählten Titel.

„Das Netz hat einen Körper“ – Über Revenue-Flüsse, materielle Interessenskonflikte und gesellschaftliche Verfügbarkeit

These 1: Das Netz hat einen Körper. Die Verdrängung dieser Tatsache durch die Cyberutopisten der 1990er Jahre – etwa in der Formulierung in John Perry Barlows Declaration of the Independence of Cyberspace (World Economic Forum, Davos, 8. Februar 1996), dass »unsere Welt […] nicht dort [ist], wo Körper leben« –, deren Denken bis heute die (kultur-)linke Diskussion über das Netz beeinflusst, trägt entscheidend zu deren Realitätsfremdheit bei. Diesen Körper zu bauen, zu unterhalten und durch ein System symbolischer Ordnungen für die Kommunikation der Gesellschaft verfügbar zu machen, erfordert sowohl Material als auch Arbeit und damit unter den gegebenen Bedingungen Geld. Das Netz gerät schon dadurch in den Bereich materieller Interessenkonflikte.

These 2: Eine Antwort auf die Frage »wem gehört das Netz« muss den unterschiedlichen Ebenen gerecht werden, in die sich dieses gliedert. Hier der Vorschlag zu unterscheiden zwischen:

1. der Ebene der physischen Infrastruktur (Hardware) und der symbolischen Ordnungen (Netzprotokolle und Software), die deren Betrieb dienen,

2. der Ebene der symbolischen Orte, deren Attraktivität in ihrer Funktion als Treffpunkt (Facebook, eBay, etc.) oder im Angebot bestimmter Dienste bzw. bestimmten Inhalts besteht (Google, YouTube, etc.),

3. und der Ebene des Inhalts, also der Texte, Bilder, Töne, etc., die auch vor und außerhalb des Netzes existierten bzw. existieren. Continue Reading »

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