Feed on
Posts
Comments

Counter-Mapping und Counter-Information bezeichnen neue datenbezogene Techniken zur Darstellung, Auswertung und Positionierung in bestehenden Macht- und Eigentumsverhältnissen. Auf der Veranstaltung diskutiert werden Leistungsfähigkeit und Reichweite dieses Ansatzes anhand zweier von der Rosa-Luxemburg-Stiftung geförderter Projekte:

Mit fortschreitender Digitalisierung gelangen immer häufiger große Datenbestände an die Öffentlichkeit, welche von den sie erstellenden Institutionen nicht dafür vorgesehen waren. Zwar gehört es seit jeher zum Politikbetrieb, dass einzelne Informationen „durchgestochen“ werden, auch kam es gelegentlich zur Veröffentlichung zusammenhängender Aktenvorgänge (Watergate). Mit der aktuellen Leaking-Bewegung erhält das Phänomen jedoch andere Dimensionen. Die Herausforderungen für das Mediensystem sind auch technischer Natur, vor allem tritt mit dem Hacktivism ein neuer Akteur die Arena der Öffentlichkeit. Während die Beziehungen zu Journalismus und etablierten Massenmedien äußerst angespannt blieben, fand eine wissenschaftliche Nutzung des Materials bisher kaum statt.

Im Rahmen des Forschungsprojekts „Außenpolitische Strategien in Projektregionen“ beauftragte die Rosa-Luxemburg-Stiftung regionalpolitische Expertinnen und Experten damit, die von Wikileaks veröffentlichten Nachrichten des US State Departement hinsichtlich ihres Wertes für ihre wissenschaftlichen Themen zu prüfen. Vor dem Hintergrund einer US-Diplomatie, die im letzten Jahrzehnt zunehmend auf die Transformation politischer Systeme setzte, lag das Erkenntnisinteresse dabei weniger auf den großen Politskandalen. Vielmehr sollte anknüpfend an bestehende Forschungen versucht werden, die veröffentlichen Dokumente als eine Möglichkeit zu verstehen, Erkenntnisse, Quellen und Belege über die Funktionsweisen, Kommunikationsformen und Strategien der US-Außenpolitik zu erlangen, zu vertiefen und abzusichern.

Ein weiteres von der Rosa-Luxemburg-Stiftung gefördertes Projekt ist die Web-Anwendung GentriMap. Im Rahmen des Projektes wird ein Programm entwickelt, um die Stadtentwicklungsprozesse in Berlin, erstmals auf gesamtstädtischer Ebene zu visualisieren. Soziodemografische und ökonomische Daten werden auf einer virtuellen, interaktiven Karte dargestellt und verknüpft. Für möglichst kleinräumige Maßstäbe (Straßen, Blöcke, LOR-Planungsräume) wird der zeitliche Verlauf von Veränderungen der einzelnen Dimensionen nachgezeichnet. So können Zusammenhänge zwischen den einzelnen Indikatoren, die zu Gentrification führen, sichtbar gemacht werden.

GentriMap versteht sich als ein OpenData- und Datenjournalismus-Projekt. Neben der Nutzung statistischer und amtlicher Berichte setzen wir auf die Verknüpfung von im Netz offen zugänglichen Daten. Das Projekt will so einen Beitrag zu den Bemühungen von OpenData-Initiativen wie der Open Knowledge Foundation leisten, Daten der öffentlichen Hand für alle verfügbar zu machen.

Volltextsuche in Nachrichten des US State Departement cables.lassdass.de/

Projekt GentriMap – Gentrifizierung visualisieren gentrimap.net/

Referenten des Panel Nr. 4 der 2. „Netz für Alle“:

  • Malte Daniljuk, Kommunikationswissenschaftler und Publizist, Berlin
  • Dr. Andrej Holm, Stadt- und Regionalsoziologe an der Humboldt-Universität zu Berlin
  • Jan Ullrich, Politikwissenschaftler, Journalist und Übersetzer, Berlin

Moderation: Kathrin Senger-Schäfer

Tags: , , , , , , ,