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Das Thema Messenger hatten wir ja hier schon. Aber solche Entscheidungshilfen veralten ja immer auch schnell – oder die berühmten Fußabstimmungen entscheiden. Hier scheint mir das Rennen gelaufen zwischen Telegram und Signal (zumindest bei Leuten, die sich noch einen letzten Rest Gedanken machen; Matrix und Co. läuft offensichtlich außer Konkurrenz, siehe Fußabstimmung, Plattformeffekt usw.). Gegen Telegram spricht vieles, gegen Signal sprach bisher noch der Smartphone-Zwang: Kein Signalkonto ohne Verknüpfung mit der Signal-App auf dem Smartphone.

Aber der Smartphone-Zwang bei Signal ist jetzt obsolet. Mit dem Kommandozeilen-Werkzeug signal-cli lässt sich die Registrierung mit einer beliebigen Telefonnummer vornehmen, sogar mit einer Festnetznummer. Das daraus resultierende Signal-Konto ist also nicht notwendigerweise mit einer persönlich zuordenbaren Telefonnummer, gar auf dem eigenen Gerät, verbunden. Eine Nummer ist einmalig nötig. Nach der Erst-Registrierung kann ich das Signal-Desktop-Programm (gibts mit offenen Quellen für Windows, MacOS und Linux) herunterladen und autorisieren und ab dann in Zukunft meine Signal-Kontakte am Rechner meiner Wahl pflegen, wenns undbedingt sein muss – oder signal-cli für Fortgeschrittene verwenden, um mir meine Armee von Signal-Bots zu programmieren. Ich habs ausprobiert, es funktioniert (das mit der Registrierung).

Wem die Anleitung direkt im Projekt bei github zu knapp ist, für den oder die gibts eine etwas ausführlicher kommentierte Anleitung in englischer Sprache.

Neben der Botisierung hat das Ganze einen weiteren absoluten Mehrwert: Wer mit Signal auf der Kommandozeile klarkommt, kann sich auch der API bedienen und sich automtische Benachrichtigung aus seinem hoffentlich selbstgehosteten FOSS-basierten Smarthome oder smarten Bienenstock schicken lassen…

 

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Stand: Juni 2024

Nachtrag, Meldung aus dem Juni d.J., Kontext: Debatten um Digitale Souveränität, die nicht nur, aber auch finanzielle Souveränität bei Software-Beschaffung und -Betrieb bedeutet:

Bund: Lizenzkosten für Microsoft auf hohem Niveau, insgesamt neuer Rekord

Das Finanzministerium wollte die Zahlen für 2023 zunächst geheim halten, doch der Protest war zu groß. Ein Haushaltspolitiker spricht von explodierenden Kosten.

Aufhänger-Fakt dieser Meldung:

Die Kosten für Softwarelizenzen in der Bundesverwaltung sind im Jahr 2023 erstmals über eine Milliarde Euro gestiegen. Von über 771 Mio. im Jahr 2022 auf über 1,2 Mrd. im Jahr 2023. Das ist eine Steigerung um 441 Mio. bzw ein Plus von rund 57 %.“ (Quelle)

Warum ist das interessant???

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Die Konferenz  (Programm und alle Infos) findet am kommenden Wochenende im Berliner Bethanien statt. Sie will untersuchen, wie Kunst und Technologie die politische Handlungsfähigkeit derjenigen stärken können, die keine Bürgerrechte haben und aufgrund von Krieg, politischen Konflikten oder anderen Quellen der Unterdrückung systemische Entfremdung erfahren. Aus der Konferenzankündigung:

Migrantengruppen und Einzelpersonen stehen an vorderster Front, wenn es um Rassismus, Unterdrückung und Diskriminierung geht. Wir können diese Ungerechtigkeiten nur überwinden, indem wir innovative Strategien des systematischen Wandels anwenden, die Grenzen der Ausgrenzung nicht kontrollieren und aufrechterhalten, sondern sie untergraben und Wege der Solidarität und Verantwortlichkeit schaffen. Gemeinsam mit Aktivisten, Künstlern, Anwälten, Forschern und Entwicklern mit Migrationshintergrund wird auf dieser Konferenz erörtert, wie Technologie und Medien genutzt werden können, um künftige Strategien zu entwerfen, die den Aufbau von Gemeinschaften fördern, anstatt einen Zustand der Integration zu erzwingen.

Die Konferenz des Disruption Network Lab, in besseren Zeiten auch schon mehrfach mitunterstützt durch die RLS, findet in englischer Sprache statt. Das ND bringt einen ausführlichen Artikel über das Vorhaben der Konferenz vor dem Hintergrund derzeitiger antimigrantischer Politikverschiebungen.

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Ortho- und Logopäd_innen brauchen sich nicht wegen Kundenmangels in der kommenden Generation grämen.

Der Autor Patrick Volknant weiß im ND unter der Überschrift „Erziehung in Berlin: Sprachstörungen bei Kindern nehmen zu“ zu berichten, dass mehr als jedes zehnte Kind dort Sprachentwicklungsstörungen aufweist. Seine Ursachenforschung führt ihn zu einer professionellen Therapeutin von Sprach-, Sprech-, Stimm-, Schluck- oder Hörbeeinträchtigungen:

Den Anstieg der Behandlungszahlen erklärt sich die Logopädin einerseits mit gestiegener Anerkennung sprachlicher Entwicklungsstörungen, andererseits mit dem Erziehungsstil der Eltern. Diese bauen in ihrer Erziehung zunehmend auf audiovisuelle Medien. »Das Kind sitzt da und guckt mit offenem Mund auf die bunten Bilder im Bildschirm, aber es bekommt nur Input«, sagt Oehlgardt. Um eine Sprache zu lernen, müsse man sie auch wirklich erleben – also aktiv sprechen.“ Quelle: ND 04.09.2024

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„Was da kommt, ist keine neue Kollegin. Es ist unsere kollektive Geistesarbeit, im Dienste von Krawattenidioten.“

Die Sommerausgabe des Jacobin kommt mit einem Schwerpunkt „Künstliche Intelligenz“. Dietmar Dath trägt einen Artikel (pastebin) bei, in dem er von den Monopoltendenzen und deren Auswirkungen auf die Ware Arbeitskraft, wie im Kapital Band III beschrieben, ausgeht. Er gleicht die Marx’schen Erkenntnisse an der Wirklichkeit und an neuesten Abhandlungen zum Thema ab, deren eine den Gegenstand auf den Begriff bringt: „Artificial Intelligence is collective labor.“ (Denis Yi Tenen: Literary Theory for Robots. How Computers Learned to Write, 2024). Er watscht liberale „Innovationsforscher“ ab, wo sie es verdient haben: „Die Innovationsdenker ignorieren den Bummelstreik und die Sabotage, an denen nichts auszusetzen ist als der geringe Organisations- und Bewusstseinsgrad.“ Sein Fazit: Das Monopolkapital werde dafür bezahlen müssen, dass es verhindere, Menschen langweilige, stumpfsinnige oder allzu speicherintensive kognitive Arbeit durch Computer abzunehmen.

 

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Heute fang ich mal Off-Topic an hier (verspreche aber eine software-politische Pointe): Erklärungsbedürftig sind die Wahlerfolge der „im Kern faschistischen“ Alternative für Deutschland ja doch. Denn wie fragt schon der Achtjährige: Warum kriegen die denn so viele Stimmen, so viele Reiche gibts doch gar nicht? Schon der Kurze ahnt den Zusammenhang: Auch mit der AfD wird an der Politik für die Reichen, Mächtigen, Vermögenden, wird an Ausbeutung nichts geändert werden (an profitabler Naturzerstörung erst recht nicht). Die Löhne z.B. der Kindergärtnerinnen werden nicht erhöht, der Beruf durch eine bessere Ausstattung nicht attraktiver werden. Die Sozialpolitik der AfD ist im Kern neoliberal. Das ist kein Geheimnis. Auch parlamentarisch handelt die AfD alles andere als alternativ. Aber das AfD-Paradox ist den Betroffenen anscheinend egal. Wie funktioniert das also? Der Humangeograf Dominik Intelmann formuliert in der Wochenendausgabe des ND eine einleuchtende Erklärung für den Rechtsruck im Osten: Weiterlesen

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Paris Marx, kanadischer Autor, bewirbt die Idee des „Splinternet“ (dt.: Splitternetz), das ein durch staatliche Regulierung fragmentiertes Internet bezeichnet. Statt die Vorherrschaft amerikanischer oder chinesischer Tech-Giganten zu unterstützen, sollten wir einen dritten Weg einschlagen: das «Splinternet». Durch regionale und nationale Initiativen könnten wir die Macht der großen Konzerne brechen und die Technologie wieder in die Hände der Allgemeinheit legen – für eine demokratischere und gerechtere technologische Zukunft jenseits von Silicon Valley und Shenzhen. Auf rosalux.de gibt es die Übersetzung des englischsprachigen Artikels.

Fazit des Artikels: „Nach drei Jahrzehnten kommerzialisiertem Internet ist es an der Zeit, die Kontrolle zurückzugewinnen.“ Mein sicherlich zu kurzer und bestimmt auch unfairer Kommentar dazu: Aber sicherlich nicht für dafür, sie – die Kontrolle – dann an öffentlich-rechtliche Medienanstalten zu übergeben. Denn wie kompatibel letztere mit dem kapitalistisch-monopolistisch-neoliberalen Normalbetrieb sind, das zeigt seit mittlerweile mindestens mehr als dreißig Jahren das deutsche Beispiel.

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Abgedruckt in diesem Buch konnte der PGP-Code trotz Exportverbotes für Computerprogramme mit starker Verschlüsselung aus den USA legal in die Welt gebracht werden. Heute ist das Buch ein Sammlerstück der Computergeschichte, Straßenpreis ca. 3.000 US-$.

Manchmal sind Blogartikel schnell gemacht:

Die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung ist eine der bedeutendsten Erfindungen zum Schutz der digitalen Privatsphäre. Lange war sie ein Werkzeug für Journalisten, Aktivisten und Bürgerrechtsverteidiger. Inzwischen ist sie aber auch in Messengerdiensten wie Signal, Threema und sogar Whatsapp für Anfänger nutzbar.

Die EU-Regierungen werden sich deshalb mit der abermaligen Niederlage zur Chatkontrolle nicht zufriedengeben. Es droht die letzte Schlacht im 30-jährigen Kryptokrieg, an dem sich auch Linke unbedingt beteiligen müssen.

Ja, genau! kann ich da nur sagen zum Fazit von Matthias Monroy in seinem Seite-1-Standpunkt im ND am heutigen Tag.

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Zensiert bei Instagram: Filmplakat mit Marx-Motiv

Eine Filmemacherin bei der Tageszeitung junge welt im Interview:

Auf Ihrem Filmplakat ist eine Statue von Karl Marx zu sehen, drumherum sitzen Aktivisten, im Hintergrund sieht man rote Fahnen. Das Plakat darf bei Instagram nicht beworben werden. Woran liegt das?

Wie viele andere Filme, die selbstverständlich Werbung schalten, haben auch wir versucht, unser Filmplakat online zu bewerben – unter anderem auf Instagram, damit Leute vom Film mitbekommen und ins Kino gehen. Das wurde uns von der Plattform untersagt, auch mit der Androhung, den Kanal zu sperren. Die Begründung war, dass Werbung zu politisch oder gesellschaftlich relevanten Themen verboten ist. In meinen Augen ist es ein krasser Eingriff in die Kunstfreiheit, weil damit quasi jedem politischen Film verboten wird, Werbung zu zeigen. Im Gegensatz zu anderen Filmen, die keine politischen Themen behandeln. Wir gehen davon aus, dass es an Karl Marx auf dem Plakat liegt, dass wir den Film nicht bewerben dürfen.

Die KI bei Insta meint wohl: Könnte die Bevölkerung beunruhigen.

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Nicht nur hier im netzfueralle-Blog, sondern auch in meinem Email-Footer grantle ich ja schon länger rum und auch die Linksfraktion im Bundestag war mit einem Antrag 2023 „Für ein Offlinezugangsgesetz“ schon dran am Thema:

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Für das RECHT AUF DIGITALE ABSTINENZ. Niemand darf gezwungen sein, digital zu kommunizieren.
Wer kein Smartphone/Internet will, dem oder der müssen Behörden, Daseinsvorsorge-, Bildungs-,
Sport- und Kultureinrichtungen weiterhin analog Zugang bieten.
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Jetzt gibts endlich die Kampagne dazu: Gegen Digitalzwang. Das Neue Deutschland berichtet über das Anliegen, ein Recht auf Leben ohne Digitalisierung im Grundgesetz zu verankern. Außerdem kommentiert die Zeitung die Kampagne für diskriminierungsfreie Offline-Zugänge.

Die soziale Frage am Thema Digitalisierung aufwerfen kann nämlich auch heißen: Digitalisierung als Möglichkeit zur Menüerweiterung zu begreifen (und gleichzeitig zu kritisieren als strategisches Mittel zur Kostenverlagerung in Richtung derer, die sich eh schon nicht wehren können). Denn:

Bürger müssten aber selbst entscheiden dürfen, ob und wann ein Smartphone genutzt oder überhaupt angeschafft werden muss, fordern die Bielefelder Bürgerrechtler. Das Gleiche gelte für Betriebssysteme, auf denen die benötigten Apps installiert werden müssen, die aber oft kostenpflichtig sind. Die gesellschaftliche Abhängigkeit von digitalen Lösungen sei ein Risiko, sagt Digitalcourage, die Wahlfreiheit fördere hingegen die »gesellschaftliche Resilienz«“, so das ND.

Digitalzwang bedeutet laut Definition der Kampagne:

  1. Digitalisierungszwang: Es gibt keine analoge Alternative mehr. Ohne Smartphone oder PC werden Sie aus dem öffentlichen Leben ausgegrenzt.
  2. App-Zwang: Sie brauchen eine App, die nur zu bestimmten Bedingungen installierbar ist (Smartphone-Besitz, Wahl des Betriebssystems, Zugang zum App-Store, Tracker, Datenzugriff).
  3. Kontozwang / Accountzwang: Sie können einen Dienst nur nutzen, wenn Sie sich ein Konto anlegen und dazu Angaben zu Ihrer Person machen. Liegt auch vor, wenn zur Installation einer bestimmten App (App-Zwang) ein Google- oder Apple-Konto vorausgesetzt wird.
  4. Datenabgabezwang: Ein Dienst ist nur verfügbar, wenn Sie bereit sind, Überwachungstechnologien wie Tracker und Cookies zu akzeptieren.

Wer mitmachen will, der oder die kann zunächst mal einfach melden, wo sie betroffen ist durch unzumutbaren Digitalzwang auf dem Meldeportal. Außerdem bietet Digitalcourage die Möglichkeit, sich analog an dieser Frage (und/oder anderen) zu organisieren.

Die Initiatoren der Kampagne stehen außer Verdacht, als tumbe Technikverweigerer  unterwegs zu sein. Handelt es sich doch um eine Organisation, deren soziale Basis sich anerkanntermaßen gerade aus den technik-affinen Teilen der Bevölkerung rekrutiert. Und genau deshalb kommt diese Kampagne aus dieser Richtung, ließe sich folgern. Denn auch dort werden die Unzumutbarkeiten kapitalistischer Digitalisierung offensichtlich als solche empfunden, aber eben nicht individuell als persönliches Versagen bilanziert, sondern in ein kollektives Aufbegehren umgewandelt. Irgendeine AG der Partei die Linke alleine wäre ausgelacht worden für dieses Kampagnenkonzept. So können wir da jetzt mitmachen und müssen ernst genommen werden. Danke, Digitalcourage!

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