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Untitled-3Anlässlich der Veröffentlichung von Nick Dyer-Withefords neuem Buch ‚Cyber-Proletariat. Global Labour in the Digital Vortex‘ in der neuen Publikationsreihe ‚Digital Barricades‘ bei Pluto Press habe ich einen kurzen Text für die Berliner Gazette geschrieben:

„I do not wish personally to be responsible for any such state of affairs.“ — Norbert Wiener

Am 13. August 1949 verfasst der Mathematikprofessor Norbert Wiener in einem Vorort der US-amerikanischen Stadt Boston einen bemerkenswerten Brief.

Der damals 54-jährige Wiener arbeitet zu dieser Zeit am renommierten Massachusetts Institute of Technology und gilt als Begründer der Kybernetik, Empfänger des dreiseitigen Briefes ist Walther Reuther, Gewerkschaftsvorsitzender der United Auto Workers in Detroit, dem damaligen Zentrum der weltweiten Automobilproduktion. Wiener schreibt an Reuther, dass er sich seit längerem für automatische Maschinen und die gesellschaftlichen Folgen ihres Einsatzes interessiere.

Diese Folgen auf den Produktionsprozess seien seiner Ansicht nach absehbar so gravierend, dass er bereits wiederholt versucht habe, Kontakt zu Gewerkschaftsvertretern aufzunehmen. Und dass er nun einen erneuten Versuch unternehmen wolle, da unlängst ein großer Industriekonzern mit der Bitte auf ihn zugetreten sei, ihn bei der Automatisierung seiner Produktionsprozesse zu beraten. Wieners Einschätzung nach, sei dies in der Sache nicht schwer zu machen.

Die Entwicklung der Automatisierung deute darauf hin, dass es bald Fabriken ohne menschliche Arbeit geben werde. Unter den gegebenen industriellen Bedingungen halte er dies in spätestens zehn oder zwanzig Jahren für umsetzbar und im Resultat für gesellschaftlich desaströs. Da er nicht persönlich für eine solche Entwicklung verantwortlich sein möchte, habe er das Beratungsangebot zwar abgelehnt, er sei sich aber sicher, dass es sich nur um eine Frage der Zeit handele, bis andere das notwendige Wissen zum Umbau der Produktionsprozesse an die Industriekonzerne weitergeben werden.

Die Gewerkschaften sollten daher, so Wiener, seine Einschätzung ernst nehmen und sich schleunigst eine angemessene Strategie überlegen. Er sei selbstverständlich bereit sie hierbei zu unterstützen.

Weiterlesen bei der Berliner Gazette…

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