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bitcoinarmy

Auch der Dollar hatte sich im Wilden Westen schon durchgesetzt, als die us-amerikanische Staatsgewalt dort noch recht wenig zu sagen hatte.

Ingo Stützle, Autor des gerade erschienen währungstheoretischen Wälzers „Austerität als politisches Projekt“, stellt sich die Frage „Sind Bitcoins Geld?“ und verneint sie. Zum Kern seiner analytischen Kritik am Bitcoin wählt er den Begriff des „richtigen Geldes“. Entweder essentialisiert er hier oder er lässt aus irgendeinem Grund unter den Tisch fallen, was ein beliebiges Medium eines Zahlungsversprechens zum „richtigen“ Geld macht: Keinesfalls liegt es alleine daran, dass es ein Wertmaß bzw. einen Preismaßstab bietet, wie er schreibt. Darauf hebt auch sein Kommentator herzmeister ab. Mit dem Hinweis auf den Zwang befindet sich herzmeister auf der richtigen Spur: Es geht um die Staatsgewalt. „Richtiges“ Geld ist Geld, dessen Rolle und Dominanz deswegen stabil ist, weil eine Polizei, Zoll und letztlich eine Armee das Vertrauen in das Geld absichern.

Insofern irren die Bitcoinist@s, wenn sie immer so auf die wegprogrammierte Zentralbank als besonderes Merkmal des Bitcoinsystems hinweisen. Wenn sie Bitcoin zum „richtigen“ Geld machen wollen, dann sollten sie sich Gedanken über die fehlende Armee machen. Im Moment vertrauen in erster Linie Bitcoin-Spekulant_innen – und zwar auf ihr Glück (und besorgen in der Gesamtheit ihres Tuns über die Zeit, ohne dass sie das wollen oder planen, die Etablierung eines stabileren Wechselkurses). Soll Bitcoin „richtiges“ Geld werden, dann müsste – klassisch währungstheoretisch gedacht – Bitcoin 2.0 bzw. eine der vielen anderen um Aufmerksamkeit buhlenden Cryptowährungen etwas armeeartiges im Code mitbringen.

Aber die Bitcoin-Community kümmert sich nicht um die Stimmigkeit währungstheoretischer Begriffe. Stattdessen prägte sie den Slogan „In Cryptography We Trust“. Wo auf der Dollarnote als Letztinstanz des Vertrauens noch Gott ins Spiel gebracht wird, ist es hier ganz profan die Verschlüsselungsmathematik. Die Grundsätze dieser Sparte der „exaktesten aller Wissenschaften“ haben im gegebenen spatio-temporalen System so etwas wie Naturgesetzcharakter. Vielleicht ist Naturgesetzlichkeit die Zwangsinstanz, die im Bitcoincode das Militär ersetzt. Bitcoin wäre also so lange „richtiges“ Geld, bis wer einen Fehler im Code findet (oder das Raum-Zeit-Gefüge und damit die geltende Mathematik verschiebt). Dann wäre mit einem Schlag alles Vertrauen weg – zuerst das der Spekulierenden.

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2 Responses to “Fehlt dem Internetgeld der Internetgewaltapparat?”

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