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Jetzt wollen sie schon die Kindergartenkinder vor Bildschirme setzen. Klar: Ist billiger, die Kinder vom digitalen Flimmern fesseln zu lassen als ihnen menschliche Aufmerksamkeit zu schenken – in Form etwa einer altersgemäßen, gar nach einem vernünftigen Personalschlüssel ausgestatteten, für Krankheitsfälle mit Doppelbesetzungen versehenen menschlichen Betreuungs- und vielleicht sogar Erziehungs- und Förderungsarbeit. Vernünftig bezahlt, selbstverständlich, sonst streiken sie ja doch nur wieder – mit Recht – und die Kinder müssen zu Hause bleiben, die Eltern fallen als Arbeitskräfte aus, weil Kindergartenkinder können sie ja nun wirklich noch nicht mit dem Schlüssel um den Hals alleine los schicken. Und darum geht es nämlich dann auch wohl in letzter Konsequenz: Die Bildschirme in den Kindergärten als die digitalen Streikbrecher, damit die – übrigens größtenteils weibliche – menschliche Arbeit dort nicht aufmucken kann gegen beschissene Arbeitsbedingungen. Immerhin organisiert die GEW eine Debatte darüber, vielleicht sogar dagegen?

Mal sehen: www.gew.de/veranstaltungen/detailseite/bildung-erziehung-digital

Und falls es auch ums Kindeswohl gehen sollte, ums klar zu sagen: Da gibts gar nichts zu diskutieren. Kinder im Kindergartenalter müssen erstmal analog spielen, d.h. sich mit ihrem Körper bewegend. Also rumrennen, hüpfen, turnen, singen, mit Klötzen und allem möglichen Kram bauen und rumwerfen und dabei immer: sprechen lernen. Hierbei ist eine digitales „Angebot“ nicht etwa ergänzend und egal. Nein: Es behindert die psycho-motorische Entwicklung und ist somit kontraproduktiv und schädlich. Punkt. Erzieher_innen dürfen sich m.E. selbstbewußt dagegen wehren, durch Weiterbildungen auf diesem Sektor auch noch zur weiteren eigenen Arbeitsverdichtung beizutragen.

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6 Responses to “Digitalisierung der Kindergartenkinder”

  1. „Hierbei ist eine digitales „Angebot“ nicht etwa ergänzend und egal. Nein: Es behindert die psycho-motorische Entwicklung und ist somit kontraproduktiv und schädlich. Punkt.“
    Ähmmm … SO platt und pauschal??? Habt ihr da Material zu?

  2. wenns um kindergarten geht: ja, so platt. und damit bin ich nicht alleine. die suchtproblematik habe ich am beispiel anton-app durchdekliniert, fürs grundschulalter. für die entwicklungsneorologie beziehe ich mich auf die neurolog_innen im „bündnis für humane bildung“, gut zusammengefasst in 20 thesen zur „Gehirnreife aus Sicht der Neurobiologie“.
    und aus linker sicht finde ich nach wie vor so entlarvend eine reportage der nyt von 2018 über bildungsungerechtigkeit, dass ich nicht oft genug darauf verweisen kann: „Die digitale Kluft zwischen reichen und armen Kindern sieht anders aus als wir erwartet haben. Amerikas öffentliche Schulen fördern nach wie vor Geräte mit Bildschirmen und bieten sogar rein digitale Vorschulen an. Die Reichen hingegen verbannen Bildschirme ganz aus dem Unterricht.“ und diese reichen sind u.a. die entwickler und verkäufer der geräte, die hier jetzt schon den kindergartenkindern untergeschoben werden sollen.
    diese leute wissen genau was sie tun. die linken hingegen eiern rum. da versuche ich gegenzuhalten mit „platt und pauschal“. diskurstaktisch vielleicht nicht so geschickt. daher danke der nachfrage, die mir gelegenheit gibt, was nachzuschieben. naja. beim krippenalter immerhin war sich die runde ja auf kritische rückfrage fast einig: pädagogisch angeleitetes lecken an smarten touchoberflächen ist vielleicht jetzt nicht gerade das optimale medienmündigkeitsprogramm für 0 bis 2-jährige…

  3. Norbert sagt:

    Noch „mündiger“ geht es doch gar nicht 😉
    Ja, für Kindergartenalter habe ich das geklärt für meine 4jährige: Sie darf gerne mal unsere Familien-Fotos und -Videos auf meinem Handy gucken und ein bisschen Rumwischen, damit sie weiß, was das ist, was der Papa da immer in der Hand hat … dass ich darauf auch lese, weiß sie ja auch und bewegt sich noch auf (anaLOGOr) Buchstaben-Lern-Ebene – mit Fotos „kritisch umgehen“ (Fotos bilden nur Teile der Realität und aus einem bestimmten Blickwinkel ab) lernen können sie auch in der Grundschule, denn Kindergartenkinder verharren eben in der Spielerei und das müssen sie nicht eingeschränkt 2-dimensional – den Mehrwert eines Digitalen Mediums kann ich da kaum ausmachen … auch Audio-Reize unterschieden lernen (versch. Stimmen, Vogelstimmen im Wald usw.) MUSS man nicht digital … in der Grundschule sieht es dann mMn schon anders aus … meine 8jährige drängt schon lange und das ist auch sehr verständlicher „dank“ der Omnipräsenz digitaler Endgeräte in ihrer und unser aller Umwelt … dort sollte mit einfachen der Kinderwelt entspr. Mitteln eben ein kritischer Umgang vermittelt werden, z.B. ist es okay, ÜBERALL Fotos zu machen? Und rumzuzeigen? Privatsphäre ist Datenschutz … Auch Bilder zu bearbeiten für den Familienkalender ist ein große Motivation und kann schon Kreativität fördern … und zwar nicht STATT analog und am besten draußen spielen, sondern AUCH – das nimmt keiner anderen analogen Beschäftigung die Zeit weg bzw. wäre weniger „wertvolle“ Zeit – mehr „sowohl als auch“ also immer nur „gegeneinander“, denn das ist ein falscher (linker“ Gegensatz, der daher rührt, dass viel zu viele Eltern ihre Kinder vor digitalen Medien „parken“ und sich null kritisch mit ihnen zusammen- und damit auseinandersetzen …
    Dann noch diese „alt hergebrachten“ 30 Minuten „Medienkonsum“ oder „Fernsehen“ am Tag … es gibt durchaus Kinder, die sehr viel aus Sendungen wie Löwenzahn und heutzutage viele andere GUTE Formate herausholen und in ihrem analogen Alltag umsetzen … also win-win für Lernen plus kreative Folgebeschäftigung … das erfordert natürlich immer Eltern, die sie dabei (kritisch oder anleitend – je nach Alter und Entwicklung) begleiten, bei digitalen Medien (und analogen Videos) umso mehr …
    … so auch für die Anton App – dort werden zwar Lernerfolge mit Sternchen und Goldmünzen belohnt (also ob nicht schon eine richtige Lösung „Lohn“ genug wäre) und diese On-Top-Belohnungen lassen sich dann im Konsum kleiner Spielchen umsetzen … aber hey: Lieber SO als an der Spielekonsole, die nun mal leider viele Mitschüler (hauptsächlich Jungs) zu Hause exzessiv und unkontrolliert konsumieren – das kriegen ja alle mit und wollen dann leider eben „auch mal“ … also dann wenigsten mit Anton App und deren begrenzten „Geschicklichkeits-Spielchen“, die ihren Reiz ja auch bald verlieren … umso besser – wäre dieser durchaus wichtige Schritt dann auch geschafft, nämlich das Entscheiden GEGEN das Zocken am Tablet oder Laptop … wichtig ist dabei aber durchaus, DASS es weiterhin MÖGLICH bleibt, auch mal wieder Anton App zu machen, und sei es nur, um dann auch mal wieder DAMIT zu spielen … für „gut erzogene“ Kinder ist das keinerlei Nachteil … nur weil es für „vernachlässigte“ Kids immer eine STATT als ein AUCH ist, man nicht alle Kinder über einen Kamm scheren …
    Manche ältere Grundschulkinder wollen sogar schon ihren kleinen Roboterhund programmieren statt ihn nur fernzusteuern – auch dagegen ist mMn wenig einzuwenden, denn es kommt dadurch nicht zwangsläufig anderes zu kurz … meine Beobachtung ist sogar, dass Schach-spielende und programmierende Kids viel seltener zu Nerds werden als die reinen Zocker oder Dauer-Filme-Konsumierer und auch viele Freund:innen besuchen oder zu Besuch haben – weil sie sich auch viel gegenseitig zu zeigen haben von ihren eben vielseitigen Hobbies, und seien sie eben AUCH „digital“ … dieser feste Gegensatz ANALOG vs. DIGITAL ist viel zu simpel „schnellmaldahin“ konstruiert und die Bedingung für dessen Gültigkeit wird meist leicht+fertig ignoriert …

  4. ja, einverstanden, falscher widerspruch: analog-digital.
    ich überführe den ja zu fremdgesteuert (kapital/überwachungsinteressen) vs. selbstbestimmt (entlang subjektiver bedürfnisse), was sich in digitialisierungsfragen übersetzen lässt in die gegenüberstellung von proprietärer vs. freier software/hardware.
    und das wiederum übersetzt sich bis hin auf geräteebene: smartphone sind (leider) nicht komplett zu „befreien“, da hat sich gegenüber 2018 nichts grundsätzliches geändert (nebenbei: wir großen nutzen auch kein smartphone. am ehesten dran am gewische sind wir mit einem pad – ansatzweise befreit: lineageos -, was wir ausschließlich als navi und als ebook-reader vorleben). computer schon.
    daher fängt bei uns die digitalisierung der kinder im schulalter und mit einem befreiten laptop (X200/230) an. der erstkontakt: die lego-bauanleitung im vollbild-modus durchscrollen. jetzt anton, alle paar tage mal. und mit dem pixelbasierten grafikprogramm malen, von anfang an auf der basis von schnittstellenvielfalt: nicht nur mit tastatur und maus, sondern auch mit grafiktablet, d.h. mit stift in der hand, gibts gebraucht schon ab 15 euro. demnächst: bilder von der digitalkamera (nicht der smartphone-knipse) auf den computer laden und dort einer lokalen fotoverwaltung einsortieren und bearbeiten.
    der browser ist per plugin gegen das unbeabsichtige abrutschen auf unbekannte seiten gesichert (prinzip whitelist). wenn sie das irgendwann umgehen, dann kommt die white- und irgendwann blacklist auf dem router zum einsatz. irgendwann werden wir bestimmt zusammen sein erstes „eigenes“ laptop befreien. medienmündigkeitsziel: die blackbox aufmachen, von innen heraus kennenlernen. da werden wir uns schritt für schritt vorarbeiten, kleine kämpfe sind vorprogrammiert, aber auch teil der übung.
    und wenn wir großen es schaffen, mit unseren freie software/möglichst freie hardware-basierten vorschlägen immer einzwei schritte voraus zu sein, dann bekommen wirs auch nicht so hart mit kindern auf „digitalisierungs-entzug“ zu tun, sondern stiften „digital-zufriedenheit“, weil die kinder wissen und sich damit in sicherheit wiegen können, dass sie von uns bekommen, was sie brauchen. klappt ja bei sowas wie winterklamotten, vollwertiger ernährung und schönen ausflügen auch.

  5. Norbert sagt:

    ja … das konzept digital-zufriedenheit gegen digitalisierungs-entzug samt analogien in der analogen welt (hm, gibt es auch digitalien? :-o) klingt nach einem einleuchtendem erziehungsansatz 🙂 – aber whitelist und blacklist sind rassistisch 😛 (darum benutze ich lieber positiv- und negativ-liste ;-). und ich hoffe doch nicht, dass du deine kinder einer „digitalisierung“ unterziehst 😮 … was heißt denn im schulalter? grundschule? so, jetzt erstmal feierabend ……. 🙂

  6. Norbert sagt:

    Sorry, aber die 20 thesen zur „Gehirnreife aus Sicht der Neurobiologie“ vom „bündnis für humane bildung“ sind in der Verwendung von Begriffen der digitalen Welt, ihrer Pauschalierung, Verplättung und Dämonisierung kaum zu unterbieten. Ersetze Tablet durch Fußball und Digitale Medien durch Ballspiele und lies den Text so nochmal. Das ganze fachwissenschaftliche Geschwurbel kann ich nicht beurteilen, aber die oberplatte Verknüpfung mit „digitalisierten Kindern“ und ähnlichen Horrorformulierungen kann jeder Depp entlarven als Null-Ahnung von jener Materie. Ich bin entsetzt und hoffen, die anderen Verlinkungen sind nicht annähernd idealistisch/unmarxistisch.

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