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Ortho- und Logopäd_innen brauchen sich nicht wegen Kundenmangels in der kommenden Generation grämen.

Der Autor Patrick Volknant weiß im ND unter der Überschrift „Erziehung in Berlin: Sprachstörungen bei Kindern nehmen zu“ zu berichten, dass mehr als jedes zehnte Kind dort Sprachentwicklungsstörungen aufweist. Seine Ursachenforschung führt ihn zu einer professionellen Therapeutin von Sprach-, Sprech-, Stimm-, Schluck- oder Hörbeeinträchtigungen:

Den Anstieg der Behandlungszahlen erklärt sich die Logopädin einerseits mit gestiegener Anerkennung sprachlicher Entwicklungsstörungen, andererseits mit dem Erziehungsstil der Eltern. Diese bauen in ihrer Erziehung zunehmend auf audiovisuelle Medien. »Das Kind sitzt da und guckt mit offenem Mund auf die bunten Bilder im Bildschirm, aber es bekommt nur Input«, sagt Oehlgardt. Um eine Sprache zu lernen, müsse man sie auch wirklich erleben – also aktiv sprechen.“ Quelle: ND 04.09.2024

Die Kritik am Erziehungsstil der Eltern greift selbstverständlich liberal-individualistisch zu kurz. Aber das merken aufmerksame Leser_innen dieses Blogs ja selbst. Interessant und daher im digitalisierungskritischen Kontext festzuhalten finde ich den Datenpunkt an sich und die Tatsache, dass daraus exemplarisch hervorgeht, auf wessen Kosten der konzern- und profitgetriebene Digitalisierungswahn geht: Auf Kosten derer nämlich, die sich als Kinder heute nicht wehren können und später dann ein Leben lang unter den körperlichen und psychischen Schäden zu leiden haben werden – ganz individuell. Vereinzelt halt: Selber schuld, wer in seiner Kindheit zu viel gedaddelt hat. Verklag doch deine Eltern.

Die Reichen und Schönen haben das Problem wenigstens erkannt, so titelt die Times am 7. Juli 2024: „Eton bans smartphones for new pupils. The school will issue boys with an offline Nokia handset instead amid wider moves to improve children’s mental health and behaviour“. Die konservativen Elite-Kaderschmieden wissen, was zu tun ist – wenn auch höchstwahrscheinlich aus verkehrten Motiven. Aber wie sag ich immer: Lieber das Richtige tun aus den falschen Gründen als anders rum.

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