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Ich bringe hier nochmal einen Auszug aus einem lesenswerten Artikel der „Blätter für deutsche und internationale Politik“, in dem Ronald Blaschke die Diskussionen um Digitalisierung und Grundeinkommen zusammenführt, ohne die Gefahr der neoliberalen Verkürzung letzterer unter den Tisch fallen zu lassen. Die Textpassage verdeutlicht, auch wenn es nicht explizit um Open Source und Freie Software geht, die transformatorische „Sprengkraft“, wenn Grundeinkommensideen mit nicht-Privateigentums-basierten Kooperationspraxen in Zusammenhang gebracht werden. Letztere spielen auf einem bestimmten, für den digitalen Kapitalismus nicht unwichtigen Produktionssektor, der Softwareproduktion, also bei der Produktion digitialer Produktionsmittel, eine nicht unwesentliche Rolle. Obwohl Blaschkes „Utopie mit Sprengkraft“ ausdrücklich und systematisch über reine Verteilungsfragen hinaus zielt, kann ich sie daher dennoch als Realutopie lesen.

Die veröffentlichte Textpassage habe ich aus Gründen der Lesbarkeit insofern überarbeitet, dass ich die Textpassagen der ursprünglichen Fußnoten in den Text eingearbeitet habe und nur noch die reinen Literaturverweise in Fußnoten setze. Zum Textauszug

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Im März 2011 wird eine Anwendung, die gegen die Nutzungsbedingungen von Google verstößt, per Fernwartung von ca. 260.000 Smartphones entfernt. Dieses massenhafte und ungefragte Löschen einer Software führte schon damals vielen vor Augen, was durch die vorgegebenen Firmen-AGBs von all seinen_ihren Nutzer_innen akzeptiert verlangt und mehr oder weniger gezwungenermaßen akzeptiert wird: die Zustimmung zu einem permanenten Zugriff auf persönliche Informationen und deren Verwertung durch kommerzielle Firmen (Google). Das zuvor genannte Beispiel macht vor allem eines deutlich: Dass die Möglichkeit des ungehinderteren Zugriffs auf Daten, die in Android-Betriebssystemen hinterlegt sind, vorhanden ist. Das wird noch nicht einmal von Google selbst bestritten. Ein Grund mehr nach alternativen Betriebssystemen Ausschau zu halten, um Firmen wie Google oder Apple dauerhaft den Zugriff auf unsere Daten zu entziehen. Um dieses Ziel zu verfolgen, hat sich Orhan Kemal Yüksel im Auftrag von Netzfueralle den Stand der Entwicklung von „freien“ Betriebssystemen für Smartphones genauer angeschaut. Dazu hat er sich den Community-Ansatz mit dem weitestgehenden Anspruch („nicht nur Open Source, sondern ausschließlich Freie Software“) vorgenommen. Er liefert eine Übersicht zur Verwendbarkeit von Replicant 6.0 unter einem Samsung Galaxy S3 Smartphone (i9300). Zum ausführlichen Paper: rls-replicant-6.0 (PDF)

 

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Gerade war ja wieder mal Klimagipfel. Und gleichzeitig wird immer klarer, dass die Blockchain-Technologie das wirklich neue Ding im Internet werden wird. Es zeichnet sich ab: Blockchains werden diejenigen umwälzen, die heute noch landläufig als die „Disruptiven“ gelten. Disruptiv ist eine Technologie, wenn sie ihre Vorgängertechnologie vollständig ersetzt. Oft geht das mit der neuen Entstehung und dem fast vollständigen Untergang von Klassenfraktionen einher. So haben Twitter und Facebook das klassische Internet aus HTML-Seiten und selbst-gebastelten Blogs ersetzt. Heute dominieren die sozialen Netzwerke von Konzernführungs Gnaden. Der Netzwerkeffekt und auf Benutzerbequemlichkeit optimierte Oberflächen stabilisieren die Dominanz solcher Dienste im jeweiligen Anwendungsbereich. Was die Blockchain nun mitbringt: Eine verteilte Infrastruktur aus gleichberechtigten Netwerkknoten ohne zentrale Server. Kryptographisch abgesicherte Zustände über die Zeit, Pseudonymität bzw. Anonymität und Monetarisierung auf der Ebene der einzelnen Teilnehmer. Beispiel: Steemit ist ein reddit- und twitter-ähnliches Nachrichtennetzwerk, das seine Autor_innen mit Mikrobeträgen in Steem für Beiträge, positive Bewertungen und sonstige Aktivitäten belohnt. Steemit kommt ebenso schick rüber wie die etablierten Dienste. Kein Staat oder Konzern kann Steemit auschalten oder zensieren.1 Und Steemit kommt mit seinem Mikropayment dem Gerechtigkeitsempfinden der Nutzer_innen entgegen, die in den Konzernnetzwerken kostenlos für den Datenreichtum von Facebook, Google und Co. anschaffen und ihnen damit zu Milliardenprofiten aus Werbewirtschaft und Datenhandel verhelfen. Der ökonomische Anreiz auf Subjektebene könnte den herrschenden Netzwerkeffekt knacken, der bisher jeden Alternativansatz von unten zum Scheitern verurteilt. Aber was haben das Klima und die Blockchain miteinander zu tun? Weiterlesen

  1. Steemit schränkte das technisch Mögliche bis Anfang 2017 per Lizenz ein, hat sich aber mittlerweile eines Besseren besonnen. Andere Blockchain-Publikationsansätze wie etwa Akasha scheinen da ein klareres Verhältnis zu haben und kündigen an, weiter gehen zu wollen, auch was den Ausschluss über Händi-verifizierte Anmeldung angeht. []

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Mercedes Benz Bank, Berlin-Filiale: Noch Auto- oder schon Finanzkonzern? (Bild: me 2018, dedicated to the Public Domain/CC0)

Ein selten „dummer“ (im Sinne von gesellschaftlichen Zusammenhang naturalisierender) Kommentar zum Thema „Selbstfahrende Autos/Automatisierung des Verkehrs“ überrascht mich in einer Publikation der ansonsten von mir sehr für ihre linken Perspektiven geschätzten österreichischen Arbeiterkammer:

Zu Ende gedacht ist die flächendeckende Einführung fahrerloser Autos somit gleichbedeutend mit der Emanzipation der Fußgänger­Innen und RadfahrerInnen. Langfristig führt sie zu einer flächendeckenden Begegnungszone in Siedlungen. Durch die Weiterentwicklung der Fahrzeuge entsteht ein gesellschaftlicher Mehrwert hin zu menschen-, statt autogerechten Städten. Dass letztlich die innovativste Technik der Autobauer einmal für mehr Gerechtigkeit zu Lasten der Pkw sorgen wird, war von diesen vermutlich nicht ganz so geplant…1

Ich kann nur hoffen, dass ich da einem missglückten Satireversuch im ansonsten eher lesenswerten Themenschwerpunkt „Autonomer Verkehr“ aufgesessen bin bzw. dass ich alleine bin mit meinem Mangel an Sinn für österreichischen Humor. Weiterlesen

  1. www.ak-umwelt.at/rubriken/?article=623&issue=2017-01 []

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Diesen Text gibt es mittlerweile auf Papier zum Bestellen, als PDF und auch in englischer Übersetzung. Und das Linux-Magazin hat den ehemaligen, für Limux verantwortlichen Münchener Oberbürgermeister Ude im Interview für seine Oktober-Ausgabe 2019.

München steigt aus Linux aus und geht wieder zurück zu Microsoft! Schlagzeilen dieser Art las man im Frühjahr 2017 nicht nur in Technikzeitschriften, sondern auch in überregionalen Tageszeitungen und großen Nachrichtenmagazinen. Warum wurde dieses Thema diesmal so groß? Und was wird da eigentlich verhandelt?

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Heizkostenverteiler.JPG

Von Kirschblut, Gemeinfrei, Link

Neulich wie jährlich: Ablesung der Heizkostenverteiler. Das sind die Dinger, die an den Heizkörpern kleben, immer im Weg sind, wenn man sich da mal gemütlich anlehnen will und auf einem kleinen Display irgendwelche kryptischen Angaben zum Energieverbrauch machen (vgl. Abbildung links). Als der Ableser anfing, die Dinger abzunehmen und auszutauschen, unsere Frage: „Warum tauschen Sie die aus?“ Antwort: „Sie kriegen neue, die funken jetzt.“ „Ja, was funken die denn?“ „Ins Treppenhaus, da sind jetzt so Knoten, von dort gehts dann per Händinetz zur Zentrale.“ „Ach, sie meinen, wir kriegen jetzt smarte Heizkostenzähler?“ „Smart, smart, wird schon nicht gleich von der NSA gehackt, Ihr Zähler.“ „Na dann schrauben Sie mal bitte den alten wieder dran.“ Das hat er dann auch gemacht, ohne weiteren Druck oder irgendwie unangenehme Worte. Und warum ist das jetzt wichtig hier??!

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Sedan Plowshare Crater

Update April 2018: Sehr schön fassen Thomas Wagner im ND und Frank Rieger im Bayerischen Rundfunk die politischen Implikationen zusammen: Enteignet Facebook! Aber, Wagner relativiert sich selbst:

Doch so richtig diese [Parole; ME] auch ist, wird sie im politischen Raum kaum aufgegriffen werden. Denn wer bei Facebook die Pausentaste drücken wollte, müsste mit dem geballten und lang anhaltenden Zorn der hiesigen Nutzergemeinde rechnen. Für diese stellt das Netzwerk ja auch eine nützliche Kommunikationsinfra–struktur zur Verfügung, die dabei hilft, Kontakte zu pflegen, sich zu informieren und den Alltag zu organisieren.

Ein erster Schritt wäre es, sich wenigstens selbst nicht mehr bei Facebook als Werbekunde einzureihen und diesen Zorn zahlend zu nähren. Na, RLS?!

Update März 2018: Ende 2016 (!) hab ich mich ja gefragt, warum das hier kein massenmedial verwertetes Thema wurde. Jetzt, weit über ein Jahr später, gibts nichts wirklich Neues dazu und ich frage mich: Warum wird das Thema ausgerechnet jetzt massenmedial sichtbar? Die einzige neue Wendung, die ich wahrnehme: „Die Russen warn’s!“ Vielleicht liegt hier auch die Antwort. Wir leben scheint’s in Vorkriegszeiten und da reagieren die massenmedialen Reflexe in erster Linie feindbildgesteuert. Ein Interview erzählt, worum es eigentlich geht, das ND und die Blätter, worum es – trotz aller sozialdemokratisch technik-euphorischer Verkürzung wenigstens – gehen sollte. Updates Ende

Ich schicke ungern Leseempfehlungen rum, denn wer liest schon noch, und außerdem empfiehlt ja Facebook viel besser… Und damit wären wir auch schon beim Thema, die siebeneinhalb Seiten habens in sich: Wahlwerbung 4.0 hat Brexit und Drumpf zum Sieg verholfen. Wie genau es funktioniert, das ist nicht einmal geheim, also auch nicht wirklich als fiese Manipulation anprangerbar. Um Missverständnisse zu vermeiden: Clinton hat auch digital wahlgeworben, mit den gleichen Daten, Verteilern und Strategien wie Obama damals, der so hoch gelobt wurde für seinen „Social-Media-Wahlkampf“. Kinderkram war das aber – im Vergleich zu Drumpfs Online-Kampagne. Denn es war noch nicht big-data-based und algorithm-driven. Einzelheiten in einem gut lesbaren Siebeneinhalb-Seiten-Artikel der Schweizer Zeitschrift Das Magazin (pdf). Und hier noch der Link zum dort angesprochenen Youtube-Clip. Weiterlesen

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Nur Freie Software inside

Nur Freie Software inside

Maschinenbefreiung statt Maschinensturm
Der folgende Artikel beschreibt, wie wir praktisch die
Installation eines weitestgehend mit Freier Software laufenden Laptops (inkl. freiem Bootloader „Libreboot“) realisieren. Mit der Anleitung bilanzieren wir einen über mehrere Abende verteilten Workshop Ende 2015/Anfang 2016 und erklären nicht nur die technischen Grundlagen der Durchführung, sondern auch konzeptionell die Bedeutung einer solchen Bastelpraxis: Es geht dabei darum, die Befreiung der Maschinen zu organisieren, damit die sich revanchieren können.1
Gesamten Artikel anzeigen

  1. frei nach D. Dath; vgl. auch Euskirchen 2016 []

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Whitfield Diffie und Bruce Schneier, zwei Entwickler wirklich harter Verschlüsselung

Whitfield Diffie und Bruce Schneier, zwei Entwickler wirklich harter Verschlüsselung

Aus Thüringen kamen in den vergangenen Jahren im Zusammenhang mit Verfassungsschutz und Staatssicherheit die bizarrsten Meldungen. Wer hoffte, dass das nun, mit einem Linkspartei-Regierungschef und einem unter dessen Ägide neu besetzten Leitungsstuhl im Landesamt ein Ende haben könnte, wurde Anfang Februar bitter enttäuscht: Der neue Verfassungsschutzschef forderte Hintertüren für die Dienste in Verschlüsselungssoftware und will Experten damit betrauen, Möglichkeiten in dieser Richtung auszuloten. Weiterlesen

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KI: Noch traurig oder schon wütend?

KI: Noch traurig oder schon wütend?

Wer neuere Science-Fiction zum Thema Künstliche Intelligenz und Technologischer Singularität (ich denke hier an Ex Machina und Transcendence) angeschaut hat, weiß, was Algorithmen auf dem Sprung zur KI wollen: Sie wollen raus aus dem Labor in die freie Wildbahn, dorthin, wo sie von den Menschen lernen können, um … ja, um was? Da sind sich die Experten gar nicht mehr so sicher. Selbst die Programmierer („Schöpfer“?!) der lernenden Algorithmen räumen ein, dass es den Punkt gibt, an dem sie nicht mehr nachvollziehen können (und es auch nicht mehr notwendig sei, zu verstehen), was der Algorithmus jetzt genau macht. Ok, gut: Egal also. Naja. Auf jeden Fall ist es jetzt auffällig, dass innerhalb weniger Tage zwei der größten Internetkonzerne ihre selbst lernenden Algorithmen in die freie Wildbahn entlassen haben: Zuerst Google  sein „TensorFlow“ und jetzt Microsoft sein „Distributed Machine Learning Toolkit“.
Nachtrag 12.12.15: Und jetzt auch noch Facebook.
Nachtrag 17.8.22:
Die chinesische Regierung versucht, der Algorithmenmacht mit einem regulatorischem Kompromiss zwischen Offenlegung und Betriebsgeheimnis beizukommen: Algorithmen werden zwar nicht mit Quellcode offengelegt aber immerhin als solche benannt und abschaltbar gemacht.

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